Liebe Fans und treues Publikum der STUDIOBÜHNE!
Wir vermissen euch. Statt im Rampenlicht zu stehen, sitzen wir in der Abenddämmerung. Manche von uns auf dem Sofa, andere auf dem Balkon oder im Garten. Was machen wir, wenn wir nicht für euch spielen? Wie geht es uns damit? Das wollen wir euch gerne mitteilen:
Katja Liever
Einen Mai ohne Studiobühne? Das gibt es doch gar nicht! Deswegen kann eigentlich auch noch gar nicht Mai sein… So wie Weihnachten, Karneval und Ostern sind unsere Aufführungen für mich ein „Strukturgebender Faktor“ im Verlauf des Jahres. Und nach der Studiobühne kommt dann das ZNS – Fest, Langenfeld live usw. So wird für mich die Zeit und ihr Vergehen greifbar. In den letzten Wochen hingegen war ein Tag wie der andere… Homeoffice, Spazieren gehen und gelegentlich einkaufen… Ostern ohne Brunch, , keine Proben, kein Tanz in den Mai…. manchmal fällt es mir schon schwer die Wochentage auseinanderzuhalten. Montag fühlt sich an wie Freitag und Sonntag wie Mittwoch. Es ist nicht so, als hätte ich nicht genügend Arbeit… aber es gibt einfach keine Highlights mehr! Den Kontakt zum Ensemble habe ich versucht über die sozialen Medien aufrecht zu erhalten. Das ist mehr oder weniger gut gelungen. In den letzten 20 Jahren hat es noch nie eine Zeit gegeben, in der wir uns so lange nicht „live“ gesehen haben. Der Austausch fehlt, das gemeinsame Lachen bei den Proben, das gemeinsame Hinfiebern auf die Premiere. Aber immerhin habe ich mit dem ein oder anderen am Premierensamstag um 20:00 Uhr über einen Videochat „angestoßen“ — und sofort war es wieder da, das Lachen, die Gemeinschaft, der Spaß… wir sind eben nicht nur ein Ensemble, sondern auch Freunde!
Peter Boxberg
Nach den Proben und nach den Aufführungen hatte ich fast immer das Gefühl der Fülle und eines freien Geistes…Das Singen hat sicher sehr zu diesem Gefühl beitragen wie auch das gesellige Miteinander bei Bier und Knabbereien. Auch das „wir schaffen das“ weil wir ein Team sind, dieses „Wir“ Gefühl fehlt mir. Selbst das Streiten über den richtigen Weg vermisse ich ein wenig. Stattdessen zu häufiges „auf die Couch“ – was sonst?!?
Heike Schubert
Ich hatte ja nie so viel Freizeit, weil ich immer gearbeitet habe, Gott sei Dank natürlich.
Grundsätzlich habe ich es tatsächlich genossen, keinerlei Termine zu haben und keine Verbindlichkeiten. Mal tun was man will, auch gerne mal nichts.
Aber nur nichts tun, ist für mich ja auch nichts. Ausser Waldspaziergänge, mehr Joggen und die ganze Strecke nach Düsseldorf mit dem Fahrrad zu fahren als Sportersatz, habe ich direkt schon im März angefangen Mund-Nase-Masken zu nähen um sie zu spenden, an z. B. das Klinikum Leverkusen, Lokale Einzelhändler wie Rheinkiesel Naturkost, den Malteser Hilfsdienst, meine ganze Familie (auch per Post nach Nürnberg und Münster verschickt) oder auch das ganze Ensemble samt Kinder-Masken versorgt. Unsere Tanzschule (TanzUp) hat immer sonntags Video-Tanzkurse gezeigt, zuletzt auch im Live-Stream. Da wurde das Sofa mal verlassen und zur Seite geschoben und schon mal das Tanzen auf 9m² geübt.
Volker und ich haben uns zuerst eine Liste geschrieben, mit lokalen Geschäften, Dienstleistern, Künstlern u. a. von denen wir uns wünschen, dass sie überleben und haben uns überlegt, wie wir unterstützen können, mit z. B. online Bestellungen, was durchaus in den lokalen Geschäften auch ging, oder halt anrufen und liefern lassen, Gutscheine und viele Bücher gekauft, einmal mehr Pizza bestellt, oder aber auch bei der Konditorei Sticherling. Da waren wir vorher noch nie und jetzt gibt es jedes Wochenende ein Stück Torte bei uns. Da gibt es jetzt übrigens auch Nudeln, Milch, Mehl und Klopapier! Achja , Klopapier, ich weiß jetzt, dass ich mit einer Rolle seeehr lange auskomme.
Nicole Mrozek
Wer hätte gedacht, dass wir mal die Aufführungen der STUDIOBÜHNE absagen müssen. Das ist für mich immer noch so irreal wie die Tatsache, das es jetzt bei Aldi Türsteher gibt und ein Treffen mit Freunden eine Strafe nach sich zieht…. Wer mich kennt, weiß, dass ich schon Monate vor der Premiere unter Lampenfieber leide und unter Strom stehe. Oftmals habe ich mich gar gefragt, warum ich mir das eigentlich antue. Und was soll ich sagen… Weil ich das Lampenfieber gerne in Kauf nehme für die Proben und den Spaß mit dem Ensemble, für die Bühne und das Feedback der Zuschauer! Ich kann es kaum erwarten, wieder Lampenfieber tu haben und unter Strom zu stehen!
Kai Hickmann
Beim Thema „Ab auf die Couch“ fällt mir mittlerweile nur noch ein lautes und erleichterndes „JA! Wann endlich?!“ ein.
Ich bin systemrelevant, man hat sogar von Balkonen und auf Terrassen für mich geklatscht, wie für einen Piloten, der hawaiibehemdete Touristen ruckelfrei nach Mallorca geflogen hat. Aber dahin darf man ja nicht mehr fliegen. Und da klatscht man halt für mich Pfleger, der diesen Beruf mal irgendwann gelernt hat und nun eher so mittelfreiwillig quasi „back to the Roots“ arbeitet, da meine eigentliche Wirkungsstätte aufgrund des Virus geschlossen ist.
Da stand ich also nun in einer Lungenfachklinik. Näher dran geht kaum. Tägliches Gezerre um Masken verschiedener Arten: Mit Gummschlaufen, zum Binden, mit und ohne Filter, mit und ohne Plexisglasschild in weiß, grün oder blau. Aber immer mit demselben Geruch nach Küchenkrepp acht Sunden vor der Nase. Wenn alle so herumlaufen, ist es erträglich, wenn man aussieht, wie das Phantom der Oper. Aber die Mimik fehlt — wie wenig Menschen doch ihre Augen lachen lassen können! Auf sowas achtet wohl nur, wer während der Probenzeit zum neuen Stück, Regieanweisungen wie ein „du musst den Text, den du sprichst, auch denken, damit er wirkt“, verinnerlicht hat und nun von jetzt auf gleich mit dem Proben und dem Zusammenspiel mit dem Ensemble aufhören muss.
Ich hatte die Termine der Studiobühne nicht aus meinem Kalender gelöscht. Immer wieder habe ich daran gedacht, wie die Probentage wohl verlaufen wären, wie die ersten Durchläufe, wie das intensive Probenwochenende mit dem Ensemble, bestehend aus ganz unterschiedlichen Menschen; Individualisten mit dem gemeinsamen Ziel, ein Stück auf die Beine zu stellen, bei dem man sieht, dass die Zuschauenden lachen. Ohne Filter vor dem Gesicht sowohl vor, als auch auf der Bühne.
Mir fehlt dieses intensive Gefühl, mich trotz aller Aufregung auf die Menschen zu freuen, mit denen ich jede Woche so gern viel Zeit verbringe.
Am geplanten Premierentag hatte ich fast eine Art Lampenfieber. Das Singen, die Musik fehlt mir. Die Lieder gehen mir nicht aus dem Kopf, die Texte sind sofort da, wenn ich den entsprechenden Titel höre. Und das zeigt doch, dass es auch sowas zu geben scheint, wie die innere Couch, auf die ich mich nach einem anstrengenden Tag in der Klinik zurückziehen kann und uns alle vor meinem geistigen Auge singen sehe und höre: „Ab Mai stehen wir hier…!“
Volker Arnold
Durch HomeOffice mit Fensterblick, Abenden außerhalb von Kellerproberäumen, Texte schreibend oder Musik arrangierend, bleibt über allem das Gefühl seit ca. 20 Jahren mal wieder den Frühling als Jahreszeit erlebt zu haben.
Nach der anfänglichen Jongliererei um Arbeitsorganisation, evtl. Kurzarbeit und HomeOffice, gab es vor allem eine überwältigende Auswahl an Angeboten für die „viele“ freie Zeit… die mich vor allem wieder zu mehr Fotographie gebracht hat. Der Fotograph und Autor Karsten Kettermann hat tägliche Aufgaben mit anschließender online Besprechung der Ergebnisse angeboten, was sehr inspirierend und lehrreich war.
Zusätzlich haben Heike und ich uns eine Liste von „vor uns hergeschobenen Aufgaben und Projekten“ erstellt, die von Garten- und Hausarbeiten über Fahrradreparaturen bis zu Umbauaufträgen für zwei meiner Bässe (auf die ich sonst nicht so lange verzichten kann) reicht. Auch für ein paar „Spaßprojekte“ war jetzt Zeit, u.a. ein Gutenachtlied für die Nichten und Neffen einzuspielen oder spontan an einem Songwriter Wettbewerb teilzunehmen. Dabei und dazu gibt es auch immer wieder Neues über Aufnahme, Mixen, Arrangieren und vieles mehr über Musik zu lernen.
Als Bewegungsausgleich (immerhin fehlt die tägliche Fahrradfahrt ins Büro) sind wir ca. 2-3 mal die Woche joggen gewesen und an den anderen Tagen verschaffte ein abendlicher Spaziergang oder eine Radtour für Bewegung. Und nicht zuletzt hat uns das TanzUp Team mit Videos uns Live-Streams auf Trapp gehalten.
Gleichzeitig haben wir Möglichkeiten gesucht lokale Geschäfte, Restaurants, Kunst und Kultur, die ohne oder mit eingeschränkten Einnahmen dastehen, zu unterstützen. So habe ich meine Wunschliste an Büchern in einem Schwung über die örtlichen Lieblingsbuchläden bezogen, Kaffee und Tee trotz geschlossenem Ladenlokal bestellt und abgeholt und Gutscheine bei Theater- und Spielstätten erworben.
Inzwischen bietet auch das „Menü im Glas“ von Catering Zanders eine leckere Abwechslung im HomeOffice Mittagessen.Was der Mai noch bringen wird? Wir werden es sehen..
Zum einen freue ich mich natürlich, wenn die Maßnahmen zum Kontaktverbot nach und nach aufgehoben und gelockert werden. Andererseits gilt es umso mehr die wiedergewonnenen Möglichkeiten unter den neuen Vorgaben mit Abstand und Mund-Nasen-Schutz zu realisieren.. was mir teilweise schwieriger vorkommt, als der vorherige Verzicht, weil viel mehr Einzelheiten beachtet werden müssen.